Bauentwicklung:

Bislang wird vermutet, die Spornburg auf dem ins Tal vorspringenden Höhenberg sei im 12. Jh. als Nachfolgebau der etwas höher gelegenen Alten Burg von den Herren von Kerpen erbaut worden (um 1173?). 1299 stand die Burg in Verbindung mit einer "suburbium" genannten ummauerten Siedlung. Um 1300 wurde Kerpen eine Ganerbenburg. Nachdem die Burg 1342 Offenhaus des Kölner Erzbischofs geworden war, gab der Erzbischof dem Dietrich v. Kerpen 300 kölnische Mark zur baulichen Verbesserung der Burg.
1560 kam Kerpen an Dietrich VI. von Manderscheid-Schleiden (reg. Bis 1593). Während seiner Regierung wurde Kerpen von größeren kriegerischen Ereignissen in Mitleidenschaft gezogen. Inwieweit die Burg beschädigt wurde, bleibt unklar. Der Graf von der Marck ließ die Burg 1611 in baulich in guten Zustand versetzen. Im Visitationsprotokoll vom 27.11.1612 ist zu lesen, dass er "gutter nottuendiger baw an pforden und auswendigem Mauerwerk gemacht hat welche diesem Hauss nutzlich und notuendich geuessen sind". 1682 besetzte französisches Militär Kerpen. Als sie es 1683 räumten, hatten sie "am Matthiastage die Vorwercker durch Maurer und Schreiner abbrechen lassen, nachher das schöne Schloß sambt Toren aus der Erde herraus gebrochen und gesprengt und die ganze Burg verdorben" (zit. nach Textor 1937, 144). 1689 wurde die Burg durch französische Truppen des Generals Bouffleurs erneut schwer beschädigt. Zwar erging an die Bewohner der Herrschaft Kerpen 1696 die Aufforderung, sich am Neuaufbau der Burg zu beteiligen, doch blieb dieser anscheinend unvollendet. Als es im späten 18. Jh. Planungen gab, die Burg zum Schloss auszubauen, bezeichnete der Architekt Gaine die Burg 1780 als teils ruinös. Die Schlossbaupläne wurden nicht umgesetzt, und die fürstlich-arenbergische Verwaltung erwog, Teile der Ruinen zu sprengen, da sie einsturzgefährdet für den unterhalb gelegenen Ort gefährlich waren. Letztlich kam es nur zu einigen Sicherungsarbeiten. Im 19. Jh. war die Burg, die 1803 von der französischen Besatzungsregierung enteignet und verkauft war, als Steinbruch. Nach dem Erwerb der Ruine durch Johann Heinrich Dhün 1893 ließ dieser sie entschutten. Der Bergfried wurde mit einem neuen Zinnenkranz versehen und südlich neben ihm ein Wohnhaus erbaut. 1905 wurden bis dahin noch stehende Teile des Schlosses am Südende der 2. Terrasse niedergelegt und anschließend die neuen "Ruinenmauern", teils unter Verwendung ortsfremder Spolien, aufgeführt. Nachdem dann der vormalige Besitzer Manstein die Burg zurückgekauft und die Futtermauer an der Südspitze, zwischen 2. und 3. Terrasse, erbaut hatte, veräußerte er Burg Kerpen 1911 an den "Eifelmaler" Fritz v. Wille (1860-1941), der den südwestlich des Bergfrieds gelegenen Atelierbau errichten ließ. Teils sehr weitgehend waren die Sicherungsarbeiten, die v. Wille 1912-14 veranlaßte: Mauern des Palas und des Bergfrieds wurden "ausgebessert", die ausgebrochene Nordostecke des Bergfrieds wurde ausgemauert, ebenso der Riß am gesprengten nordwestlichen Geschützturm und eine "Mauerlücke" neben dem westlichen Geschützturm. Weiter folgten Sicherungen weiterer Bereiche und Aufmauerungen, wie am "Halbturm auf der Südspitze, der durch Aufmauern ausgeglichen wurde" (zit. nach Wagener). Stark griffen auch die "Sicherungsarbeiten" von 1927 in die historische Bausubstanz ein, denn nun wurden "zur Sicherung der Substanz Teile des Mauerwerks ausgebrochen und neugemauert mit nachfolgendem steinsichtigen Fugenbewurf aus Traßkalkmörtel" (ebd.).
Nach dem Tod v. Willes 1941 erwarb die Firma DEMAG die Burg als Schulungsheim; sie ließ in den 50er Jahren Sicherungs-, Um- und Neubaumaßnahmen folgen. 1968 erwarb der Kreis Grevenbroich die Burg als Landschulheim und erweiterte die modernen Ausbauten nochmals. Insgesamt führten die vielfach undokumentierten Baumaßnahmen des 19./20. Jh. dazu, eine Baubefundung in weiten Bereichen der Burg fast unmöglich wurde. (Michael Losse)

 

Quelle EBIDAT - Burgendatenbank